Portraitfoto Robert Weller
Robert Weller
Gründer von toushenne.de, Buchautor und Dozent für Content Marketing.

Live-Blogging & Content-as-a-Service 365 Tage im Jahr – Im Gespräch mit storytile Gründer Paul Knecht

Lesezeit Icon 7 min
Interviews
Titelbild zum Interview mit Paul Knecht

Entdecke den Business Value deines Contents.

„Sicherlich einer der inhaltlich wertvollsten Newsletter, die ich bisher erhalten habe.“

Andreas Hoffmann
Head of Marketing @ OmniCult

Versand- & Datenschutzbestimmungen
Abmeldung ist jederzeit möglich.

Die eigene Website. Ein Blog. Unzählige Social Media Plattformen und dann auch noch Events. Unternehmen haben es mit Blick auf die passende Kommunikationsplattform schon echt schwer… Vor allem dann, wenn auch die personellen Ressourcen sehr knapp bemessen sind, es aber doch irgendwie immer gleich “alles oder nichts” sein muss.

Eine Lösung für dieses Problem ist die smarte Content-Produktion, also die Story-zentrische Konzeption und Kanal-spezifische Ausarbeitung von Inhalten. So wie man es eigentlich lernt, aber selten macht. #AusGründen. Deshalb bestehe eine zweite Lösung oft in externer Unterstützung.

Und genau hier setzen wir an: Ich habe mir storytile-Gründer Paul Knecht geschnappt und über Live-Blogs, Content-as-a-Service und Storytelling speziell in Videos gesprochen. Also irgendwie über alles… Lies einfach mal rein!

Paul Knecht

Paul Knecht ist CEO & Co-Founder von storytile – Entwickler und Anbieter einer Liveblogging Platform sowie Content Schmiede gleichermaßen, speziell für Offline-Events. Als studierter Fotograf & Kommunikationsdesigner war Paul zuvor als Fotojournalist für große Medienhäuser wie die Süddeutsche oder die FAZ im Ausland (Sudan, Türkei, Israel) unterwegs.

Paul, uns verbindet ein gestalterischer Background als gelernte Desktop-Publisher, doch typische Designer sind wir beide nicht geworden. Kannst du kurz beschreiben, was genau du machst?

Anstelle eines Designers bin ich jetzt Mitgründer von storytile und leite zusammen mit meinem ehemaligen Kommilitonen Oliver Seidl ein 9-köpfiges Team. Statt mich als Spezialist stundenlang in die Gestaltung von Magazinen zu vertiefen, gibt es jetzt mit der Produktentwicklung, Kunden-Pitches, Jahresabschlüssen oder auch mal dem Putzen unserer Kaffeemaschine ganz andere Aufgaben ;-).

2015 habt ihr storytile gegründet. Welche Idee steckt dahinter?

Wir machen alles rund um Storytelling in Echtzeit. Im Mittelpunkt steht eine Software, mit der man multimediale Inhalte erstellen und als Content-Hub auf der eigenen Website einbinden kann. Dafür haben wir zwei Kundengruppen: Einerseits News-Anbieter, die mit uns täglich live von Fußballspielen, politischen Wahlen oder Unwettern berichten. Andererseits Firmen, die von ihren Events oder Konferenzen in einem zeitgemäßen Stil berichten wollen. Neben unserer Live-Blogging-Software bieten wir diesen Firmen auch Dienstleistungen an: Je nach Wunsch helfen wir mit Redakteuren, Foto- oder Videografen aus und übernehmen so das gesamte Storytelling von und für Events.

Apropos Storytelling: Wieso passt das gerade mit Video so gut zusammen?

Zitat von Paul Knecht

Video als Format ist bewegt, bunt und einfach zu konsumieren. Außerdem lässt es sich für viele Plattformen gleichzeitig nutzen und wirkt, richtig eingesetzt, extrem authentisch. Für viele Botschaften ist Video daher ein ideales Format, um eine große Audience zu erreichen. Gleichzeitig ist Video als Format aber auch völlig überbewertet.

Wie meinst du das?

Mich nervt es, wenn ein Unternehmen im Vorfeld schon ganz genau weiß, dass es im Anschluss an sein Event ganz dringend ein Video mit einer Länge von drei Minuten braucht, in dem zwei Teilnehmer und ein CEO-Statement vorkommen müssen – natürlich von kitschiger Musik unterlegt.

So funktionieren Videos nicht und so funktioniert auch Storytelling nicht.

Nicht? ;-) Worauf kommt es beim Storytelling dann an?

Zielsetzung, die Story, den inhaltlichen Tiefgang, Authentizität und Format. Und zwar in der Reihenfolge. Das klingt erstmal banal, aber wichtiger als die Story ist die klare Definition eines Marketingziels. Daran orientiert sich im zweiten Schritt die Story. Am Beispiel von unseren Event-Kunden macht es einen deutlichen Unterschied, ob ich mich auf’s Image, ein Produkt oder spezielle Features oder die Vertriebsunterstützung fokussiere.

Inwiefern?

Für’s Markenimage beispielsweise sammeln wir auf den Events Kundenstatements. Steht das Produkt im Vordergrund, suchen wir Bilder, wo Menschentrauben vor dem neuen Produkt stehen. Soll aber ein Messeauftritt vor allem Vertrieb und Interessenten zusammenbringen, dann sammeln wir spannende Inhalte zum Thema der Messe, sodass der Vertrieb allen Leads, die es nicht zur Messe schaffen, einen Einblick in die “Hot Topics” der Messe per Liveblog bieten kann – natürlich passend zu seinen eigenen Botschaften und Produkten.

Das klingt einleuchtend. Der Kontext definiert den Content, sozusagen. Und dann?

Nach Zielsetzung und Story geht es noch um die Authentizität und den inhaltlichen Mehrwert. Wir gehen für unsere Event-Kunden fachlich oft extrem in die Tiefe. Darum zeigen wir nicht nur tolle Bilder vom Buffet, sondern fassen die Vorträge und ihre Aussagen zusammen. Die statistische Auswertung von unseren Content Hubs bestätigt diesen Ansatz: Je tiefergehender der Inhalt, desto länger die aktive Lesezeit.

Ach ja und dann ist da das Format: Social Media in allen Ehren, aber das alleine trägt für viele Marketingziele nicht. Wenn wir tiefgehende Inhalte haben, dann gehören die an einen zentralen Ort auf der Website des Kunden. Dafür richten wir beim Kunden einen Content Hub ein. Dort kann der Kunde dann Formulare einbinden, um so strukturiert an die Kontaktdaten der Webseitenbesucher zu kommen (Stichwort: Lead-Generierung). Zusätzlich produzieren wir “Content Häppchen”, die der Kunde dann auf Social Media mit einem Link zum Content Hub verbreiten kann. Als Lockmittel sozusagen :-).

Inbound Marketing par excellence, also: Themen- bzw. Story-fokussiert aber mit einem klaren ökonomischen Ziel verknüpft.

Was macht, in Ergänzung zu deiner Erläuterung zu guten Story, ein gutes Video – insbesondere für die Verbreitung via Social Media – aus?

Dasselbe wie beim Storytelling: Ziel, Story, Tiefgang, Authentizität und Format. Wir sind aber überzeugt: Videos dürfen auch mal rough sein und in Videos dürfen Statements von mehr als fünf Sekunden Länge platziert werden :-).

Und wie wichtig ist bzw. wird der "Live-Faktor" beim Blogging in Zukunft werden?

Wieder ausgehend von unseren Event-Kunden sehen wir das größte Fenster, in dem die “breite Öffentlichkeit” Lust hat, sich mit dem Event zu beschäftigen, während und zwei Tage nach dem Event. Wenn ich nur die Tage nach dem Event für eine Nachberichterstattung nutze, verpasse ich gut 50 % des potenziellen Traffics.

Das zeigen übrigens auch die Statistiken unserer 250 Events, die wir bisher begleitet haben. Außerdem sind Live-Blogs sehr viel authentischer und es macht uns und unseren Kunden am Ende auch einfach unglaublich viel Spaß in Echtzeit zu berichten. Das darf man nicht unterschätzen, denn im besten Fall merkt das der Zuschauer auch, wenn er diese Videos anschaut.

Ich weiß, was du meinst! Ich finde es spannend, dass ihr nicht nur Storytelling mit Video, sondern auch Events und Blogs kombiniert. Worin seht ihr den größten Nutzen für Veranstalter?

Live berichten kann man eben am einfachsten von Events: Meist gibt es ein klares Ziel, warum das Event stattfindet, es passiert sehr viel und dank toller Redner gibt es auch viel Inhalt, den man leicht abgreifen kann. Das sind ideale Voraussetzungen für multimediales Storytelling in Echtzeit. Das geschieht dann vor allem in einem Liveblog oder Content Hub, je nachdem wie dauerhaft der Kunde diese Inhalte nutzen will. Weil wir uns am Ziel der Veranstaltung aufhängen, agieren diese Inhalte dann als Verstärker des Events.

Zudem ist die Teilnehmerzahl bei Events begrenzt. Je nach den Kanälen des Kunden, können wir statt 100 Teilnehmer vor Ort durch Liveblogs locker 2.000 Teilnehmer online erreichen – und zwar im Schnitt für mehrere Minuten. Und dabei liegen die Ausgaben für diese Online-Verstärkung durchschnittlich bei gerade einmal 5 % des Gesamtbudgets. Wer bei diesen Kennzahlen Content Marketing rund um Events als nice to have sieht, sollte meiner Meinung nach seine Zielsetzung überdenken. ;-)

Zitatbild von Paul Knecht

Inzwischen bietet ihr sogar eine 365-Tage-Begleitung an. Mal ehrlich, habt ihr schon Kunden dafür begeistern können? Was ist der Sinn dahinter?

Ja, Mitte Januar haben wir das Angebot gelauncht und binnen zwei Wochen haben wir bereits fünf Kunden für das erste Jahr gewonnen. Events sind inhaltlich oft hochkarätig, geraten aber zu schnell aus dem Fokus – das wollen wir ändern. Gab es zum Beispiel ein knackiges Zitat eines Redners, kann man dies ein paar Monate später immer noch in den sozialen Netzwerken posten und die Aussage im Content Hub inhaltlich mit weiteren Statements anreichern sowie die Zusammenfassung des Vortrags verlinken. Wir bereiten die bestehenden Inhalte das ganze Jahr über neu auf und wollen damit das Ziel und die Botschaften des Events maximal verlängern.

Würdest du sagen, dass sich das Format besser für B2B eignet, als für B2C? (Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?)

Klare Antwort für B2B. Berufstätige setzen sich mit Fachinhalten für ihren Beruf tiefer auseinander als Konsumenten beim Kauf von Produkten. Zudem ist im B2B der Sales-Zyklus fast immer komplexer und länger – da helfen gute Inhalte enorm. Sie sollen als Touchpoints dienen, um mit Interessenten thematisch in Kontakt zu bleiben. Trotzdem haben wir auch ein paar B2C-Cases. Die sind aber meist komplexer.

Wie sieht eure Herangehensweise aus? Ist es immer dieselbe, egal ob es um ein eintägiges Event oder 365 Tage im Jahr geht?

Wir erzählen Geschichten rund um Events. Das Event an sich und die zwei Tage im Anschluss sind dabei der natürliche Höhepunkt. Die restlichen Tage im Jahr unterteilen wir in zwei weitere Phasen: Die Long-Run-Phase und die Teaser-Phase, wenn es wieder auf das nächste Event zugeht.

Was die Planung betrifft, haben wir unsere Erfahrung aus mittlerweile über 250 Live-Blogs in ein Framework mit 4 Phasen gegossen, das wir nun für jeden unserer Kunden anpassen und ausarbeiten können.

storytile 4-Phasen-Framework
storytile 4-Phasen-Framework (Copyright: storytile)

Dieses Framework hilft auch dabei, die Kosten für die 365 Tage im Jahr im Rahmen zu halten, wir müssen nicht mehr jedes mal eine neue Strategie für die Kunden erfinden, die diese dann teuer bezahlen müssen. Stattdessen nutzen wir die Zeit, uns mit der Zielsetzung des Kunden und seinen Inhalten zu beschäftigen.

Das klingt doch wie ein würdiger Schlusssatz. Wir könnten sicherlich noch lange weitersprechen, aber lass uns hier einen Punkt setzen. Wo finden Interessierte mehr Infos zu dir und euch? Facebook? Twitter? Eurem Blog?

Am besten auf storytlle.net, Instagram oder auch bei mir persönlich auf LinkedIn.

Paul, vielen Dank für deine Zeit und die interessanten Insights!

Möchtest du weiterhin investigative, inspirative und inhaltlich tiefgründige Fachartikel mit journalistischen Anspruch erhalten? Dann unterstütze mich dabei – jeder Beitrag, schon ab 1 Euro, ist eine wertvolle Hilfe, um die Zukunft von toushenne.de zu sichern.

via PayPal unterstützen

Portraitfoto Robert Weller
Robert Weller

Robert ist Gründer von toushenne.de, Autor des Bestsellers „Content Design“ sowie Content Stratege bei der Unternehmensberatung konversionsKRAFT. Daneben lehrt er Content-Marketing an der FH JOANNEUM sowie Content Design an der ZHAW. Mit über zehn Jahren Erfahrung aus dem Agenturgeschäft, E-Commerce- & SaaS-Unternehmen sowie zahlreichen Freelance-Projekten mit führenden Marken wie Adobe, Bike24 und contentbird, entwickelt er wirksame Strategien für die Optimierung des Content ROI.

Website Icon E-Mail Icon LinkedIn